Frauen und Vorsorge – Mit Volldampf in die Versorgungslücke

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Frauen und Vorsorge

Europaweit sind Frauen häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Kein Wunder, denn weniger Gehalt bedeutet auch weniger Rente. Private Vorsorge sollte demnach besonders für Frauen ein wichtiges Thema sein. Die Realität sieht aktuell allerdings anders aus.

Zu Beginn eine erfreuliche Entwicklung: Immer mehr Frauen in Europa sind berufstätig. Im dritten Quartal 2016 erreichte ihre Beschäftigungsquote den historisch Höchststand von 65,5 Prozent – 1995 waren es noch 55 Prozent. Diese Zahlen zeigen zwar einen positiven Trend, demonstrieren aber auch die noch immer herrschende Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Bei Männern liegt die Erwerbsbeteiligung nämlich bei satten 77,4 Prozent. Zudem werden Frauen weiterhin schlechter bezahlt, arbeiten seltener in Führungspositionen und legen häufiger Auszeiten für die Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen ein. Im Vergleich: Während 32 Prozent der europäischen Frauen in Teilzeit arbeiten, sind es bei den Männern nur 9 Prozent.

Arm im Alter

Diese Situation auf dem Arbeitsmarkt spiegelt sich auch in der Rente wieder. Frauen in Europa erhalten durchschnittlich 38 Prozent weniger Rente als Männer. Entsprechend häufiger sind sie auch von Altersarmut betroffen. Im EU-Durchschnitt galten 2015 laut Destatis circa 16 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer als armutsgefährdet. Die deutschen Rentner schneiden sogar noch schlechter ab. So mussten 18 Prozent der Frauen ab 65 Jahren mit wenig Geld auskommen, bei den gleichaltrigen Männern waren es knapp 15 Prozent.

Private Vorsorge? Vielleicht später…

Die Zahlen sprechen für sich. Private Altersvorsorge ist angesichts der demografischen und politischen Entwicklungen unverzichtbar. Vor allem Frauen müssten jetzt aufgrund ihres erhöhten Armutsrisikos für eine Finanzberatung Schlange stehen. Theoretisch zumindest. Praktisch werden die drohenden Risiken meist ignoriert, wie ein Beispiel aus Deutschland deutlich macht. Laut einer Studie der Vermögensverwaltungsgesellschaft Amundi befasst sich fast die Hälfte (44 Prozent) der Frauen zwischen 35 und 55 nicht mit privater Altersvorsorge. Selbst mit fortschreitendem Alter wächst das Interesse an diesem Thema nicht. Besorgniserregend sind auch die nur 37 Prozent, die tatsächlich fürs Alter sparen – und das nicht einmal regelmäßig.

Für Frauen gilt: Safety first

Der wichtigste Faktor bei der Altersvorsorge ist die Sicherheit. Das denken jedenfalls 54 Prozent der befragten Frauen. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle rangiert die Rendite mit nur 9 Prozent. Entsprechend möchten 92 Prozent der Frauen kein Risiko beim Thema Altersvorsorge eingehen. Sie investieren am liebsten in klassische, festverzinsliche Anlageformen wie Sparbücher oder Bausparverträge (59 Prozent).3 Und das obwohl der Mehrheit durchaus bewusst ist, dass diese Anlagen angesichts des aktuellen Niedrigzinsumfeldes für eine gut abgesicherte Rente nicht mehr ausreichen.

Keine Altersvorsorge ist auch keine Lösung

Sehenden Auges in die Altersarmut – nach diesem Motto scheinen (nicht nur) Frauen derzeit ihre Vorsorge anzugehen. Allerdings wird das Problem nicht kleiner, nur weil man es ignoriert. Stattdessen gilt es endlich realistisch zu sein: Wer zum Wohle der Familie weniger arbeitet oder einen schlechter bezahlten Job annimmt, muss dafür Abstriche bei seiner Rente machen. Verheiratet zu sein ist dann angesichts der hohen Scheidungsrate auch nur eingeschränkt eine Hilfe. Der einzige Weg, um Altersarmut auszuschließen bleibt letztlich die private Altersvorsorge, bei der man unbedingt die Rendite und die Balance des Risikos im Blick haben sollte. Frauen sollte das Thema möglichst jetzt als später angehen – und dafür im Bestfall kompetente Hilfe vom Finanzberater in Anspruch nehmen.

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