Feedbackgespräche zur Selbstentwicklung nutzen – und richtig vorbereiten

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Mitarbeitende im Feedbackgespräch am Tisch
Das Wichtigste über Feedbackgespräche

Lesezeit: ca. 6 Minuten

  • Um die Feedbackkultur zu fördern, sollten Unternehmen regelmäßige und strukturierte Gesprächstermine zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden schaffen. So können sich beide Seiten stetig verbessern und wachsen.
  • Gutes Feedback wird konstruktiv und respektvoll vorgetragen.
  • Die wichtigsten Tipps, um Feedbackgespräche für die eigene Entwicklung zu nutzen, sind eine umfangreiche Vorbereitung und Selbsteinschätzung. Seien Sie offen gegenüber Kritikpunkten und denken Sie an eine langfristige Nachbereitung.
  • Regelmäßige Feedbackschleifen mehrmals im Jahr verbessern die Zusammenarbeit, fördern die Selbstentwicklung und stärken die Motivation.

Feedbackgespräche sind in modernen Unternehmen ein fester Bestandteil des Arbeitslebens. Zu Recht: Feedback ist eine der wichtigsten Quellen zur persönlichen Weiterentwicklung. Von einer konstruktiven Feedbackkultur profitieren sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende. Wer sich gut vorbereitet und richtig zuhört, lernt einiges über sich selbst – und schöpft das eigene Potenzial künftig noch stärker aus.

Wird Feedback sinnvoll und konstruktiv vermittelt, kann das zu Höchstleistungen anspornen. Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen und Führungskräfte eine sinnvolle Feedbackkultur etablieren. Mit der richtigen Strategie und Vorbereitung holen Sie das meiste aus dem Gespräch heraus und nutzen den Austausch als Antrieb zur künftigen Selbstentwicklung.

Feedbackgespräche richtig einsetzen

Ein Feedbackgespräch ist ein Instrument aus dem Personalmanagement. Dazu setzen sich Mitarbeitende und Vorgesetzte zusammen und geben gegenseitig Rückmeldung über ihre bisherige und zukünftige Arbeit im Unternehmen.

Damit erreichen sie bestimmte Ziele:

  • Selbstentwicklung
  • Leistungssteigerung
  • Austausch von Lob und Kritik
  • Konfliktlösung
  • Planung und Blick in die Zukunft

Kurz gesagt: Feedback ist eine Rückmeldung zu einem Verhalten. Das kann positiv oder negativ sein. Beides trägt – auf unterschiedliche Weise – zur eigenen Weiterentwicklung bei.

Positives Feedback und Lob fördern vor allem die Motivation und Wertschätzung.

Negatives Feedback regt dazu an, über Fehler nachzudenken und ein Verhalten zu ändern.

Offenes und konstruktives Feedback ist wichtig, um die Selbst- und Fremdwahrnehmung miteinander abzugleichen und sich stetig zu verbessern.

Wie sieht konstruktives Feedback aus?

Damit das gegenseitige Feedback konstruktiv ausfällt und zur gemeinsamen Weiterentwicklung beiträgt, helfen folgende Verhaltenstipps – sowohl für Mitarbeitende als auch Führungskräfte:

  • Ich-Botschaften verwenden
  • Sachlich statt emotional argumentieren
  • Schuldzuweisungen oder Verallgemeinerungen vermeiden
  • Kritik sachlich und wertungsfrei formulieren
  • Gemeinsame Verbesserungsideen und Lösungen suchen
  • Dialog statt Monolog führen
  • Sich selbst reflektieren und offen die eigenen Wünsche äußern

Welche Vorteile bieten Feedbackgespräche?

Regelmäßige Feedbackgespräche nutzen beiden Seiten – eine klassische Win-win-Situation. Dies sind nur einige der Vorteile, die eine offene Feedbackkultur im Unternehmen mit sich bringt:

  • Strukturierte Erfolgskontrolle ermöglichen
  • Gemeinsam Projekte, Aufgaben und Ziele vereinbaren
  • Eigene Rolle und Leistungen reflektieren
  • Motivation steigern und Stärken fördern
  • Beziehung und Bindung zum Unternehmen stärken
  • Konflikte gemeinsam lösen
  • Neue Ideen einbringen und Verbesserungspotenziale identifizieren

Was ist eine gute Feedbackkultur?

Um eine gesunde Feedbackkultur im Unternehmen zu schaffen, müssen Gespräche

  1. regelmäßig,
  2. inhaltlich strukturiert,
  3. respektvoll und offen sein.

Regelmäßigkeit ist wichtig, um aktuelle Themen aufzugreifen, Probleme rechtzeitig zu erkennen und Ziele abzugleichen.

Mindestens ein fester Termin pro Jahr sollte Standard sein, noch besser sind häufigere Termine. Gute Zeitpunkte sind zum Beispiel am Quartals- oder Halbjahresende, beim Abschluss von Projekten oder der Erreichung von Zwischenzielen.

Ein gutes Mitarbeitendengespräch umfasst außerdem bestimmte Inhalte.

Dazu gehören die Selbsteinschätzung und Beurteilung von Mitarbeiter oder Mitarbeiterin, Besprechung von aktuellen Problemen und Fragen, Abgleich und Definition von Zielvorgaben sowie die Vereinbarung künftiger Aufgabenbereiche.

Fast genauso wichtig für die Feedbackkultur ist eine respektvolle, offene Kommunikation. Konstruktives Feedback findet immer in beide Richtungen und auf Augenhöhe statt. Beide Parteien sollten sich gut vorbereiten.

Zwei Mitarbeiter geben sich Feedback

Wie läuft ein Feedbackgespräch ab?

Ein klassisches Feedbackgespräch besteht normalerweise aus drei Abschnitten:

  1. Feedback: Wie beurteilen beide Parteien die bisherigen Leistungen des Mitarbeitenden? Welche Erfolge und Ziele wurden erreicht? Was hat nicht so gut funktioniert und wo gibt es Verbesserungspotenzial? Wie zufrieden ist der Mitarbeitende mit der eigenen Arbeit, der Rolle im Team und dem Verhalten der Führungskraft?
  2. Planung: Welche Aufgaben und Projekte stehen künftig an? Welche neuen Ziele werden gesetzt? Welche Veränderungen sollen umgesetzt werden?
  3. Perspektive: Wie stellen sich beide Parteien die weitere Zusammenarbeit vor? Welche beruflichen und persönlichen Wünsche gibt es? Welche Weiterbildungen oder beruflichen Entwicklungsoptionen sind möglich?

Zum Abschluss sollten die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und protokolliert werden. Außerdem ist es sinnvoll, direkt den nächsten Gesprächstermin festzulegen.

»Wir alle brauchen Menschen, die uns Feedback geben. So verbessern wir uns.«

Bill Gates, Gründer von Microsoft

5 Schritte, um Feedbackgespräche richtig zu nutzen

Um so viel wie möglich aus einem Feedbackgespräch herauszuholen, ist eine gute Vorbereitung entscheidend. Aber auch der Umgang mit Feedback und die Nachbereitung sind wichtig. Schließlich macht es wenig Sinn, sich das Feedback nur anzuhören und im Anschluss direkt wieder zu vergessen.

Wenn Sie sich wirklich weiterentwickeln und am Feedback wachsen wollen, müssen Sie ein wenig Zeit investieren – sowohl vor als auch nach dem Gespräch.

Mit diesen 5 Schritten nutzen Sie das nächste Feedbackgespräch sinnvoll:

  1. Richtig vorbereiten
  2. Realistisch reflektieren
  3. Kritik annehmen
  4. Sorgfältig nachbereiten
  5. Regelmäßig austauschen

1. Richtig vorbereiten

Die Vorbereitung ist das A und O, sowohl für Mitarbeitende als auch Führungskräfte.

Falls Sie neu im Unternehmen sind, sollten Sie sich in erster Linie über die bestehende Feedbackkultur, interne Prozesse und Gesprächsabläufe informieren. Wer ist Ihr Gesprächspartner oder Ihre Gesprächspartnerin? Im Notfall lieber einmal zu viel nachfragen als zu wenig.

Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken über die wichtigsten Aspekte Ihrer Arbeit, zum Beispiel:

  • Zusammenarbeit im Team und mit Vorgesetzten
  • Art und Umfang der eigenen Aufgaben
  • Bisherige und künftige Ziele
  • Rahmenbedingungen wie Arbeitszeit, Work-Life-Balance und Arbeitsatmosphäre

Bereiten Sie sich außerdem auf die Frage nach Ihren Wünschen für die Zukunft vor. Hier können Sie zum Beispiel Weiterbildungen, Verantwortungsbereiche oder neue Projekte nennen.

Bei allen Gesprächsthemen gilt: Sammeln Sie vorab Argumente und überlegen Sie, welche Gegenargumente oder Kritikpunkte Ihre Führungskraft nennen könnte. So sind Sie besser auf den Gesprächsverlauf vorbereitet und werden nicht auf dem falschen Fuß erwischt. Auch konkrete Beispiele und Kennzahlen sind sinnvoll, um beispielsweise Erfolge zu belegen.

2. Realistisch reflektieren

Sich realistisch einzuschätzen gehört zur Vorbereitung dazu, ist aber gar nicht so leicht.

Folgende Fragen können helfen:

  • Was habe ich erreicht?
  • Welche Ziele und Projekte habe ich abgeschlossen?
  • Was habe ich besonders gut erledigt?
  • Was habe ich geleistet, was über meine normalen Aufgaben hinausgeht?
  • Wo liegen meine Stärken und Schwächen?
  • Welche Fähigkeiten kann ich noch einbringen?
  • Was muss ich noch verbessern?
  • Bei was brauche ich mehr Unterstützung?
  • Wo hatte ich Probleme und wie kann ich diese künftig lösen?
  • Wohin möchte ich mich noch entwickeln?

Wichtiger Tipp: Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Sich Fehler und Schwächen einzugestehen ist ein wichtiger Schritt, um sich weiterzuentwickeln und zu verbessern.

3. Kritik annehmen

Die richtige Vorbereitung und Selbsteinschätzung ist bereits die halbe Miete.

Als Nächstes gilt es, das Feedbackgespräch souverän zu meistern.

Denken Sie daran: Sie brauchen keine Angst vor dem Termin zu haben! Effektives Feedback ist der beste Antrieb zur Selbstentwicklung.

Zwei Mitarbeitende im Feedbackgespräch

An Kritik werden Sie wachsen – vorausgesetzt, Sie nehmen sie an.

Bei wenig konstruktiver, unverständlicher oder ungerechtfertigter Kritik sollten Sie sachlich bleiben, nachfragen und um Beispiele bitten.

Das sind die absoluten Don’ts im Feedbackgespräch:

  • Alles abwehren
  • Ständig Ausreden suchen
  • Über andere lästern
  • Anderen die Schuld zuschieben
  • Aggressiv werden

4. Sorgfältig nachbereiten

Idealerweise fassen Sie am Ende des Gesprächs mit Ihrer Führungskraft die Ergebnisse zusammen. Reflektieren Sie gemeinsam den Gesprächsverlauf, um künftige Mitarbeitergespräche noch besser zu gestalten.

Die wichtigsten Gesprächspunkte und Vereinbarungen sollten schriftlich festgehalten werden. Das Protokoll dient allen Beteiligten zur besseren Nachbereitung.

Machen Sie Notizen und halten Sie für sich fest, was Sie in Zukunft verbessern möchten. Rufen Sie sich die Punkte regelmäßig ins Gedächtnis. Oder Sie platzieren sie gut sichtbar an Ihrem Arbeitsplatz. Das hilft Ihnen, sie nicht zu vergessen und wirklich daran zu arbeiten.

Um Feedbackgespräche besser zu nutzen, helfen folgende Fragen zur Reflexion:

  • War ich gut genug vorbereitet? In welchen Bereichen brauche ich nächstes Mal mehr Vorbereitung?
  • Habe ich alle meine Wünsche und Themen angesprochen?
  • War die Gesprächsatmosphäre angenehm und respektvoll?
  • Habe ich konstruktives Lob und Kritik erhalten?
  • Habe ich alles verstanden?
  • Habe ich professionell auf das Feedback reagiert?
  • Was möchte ich im nächsten Gespräch besser machen?
  • Was wünsche ich mir von meiner Führungskraft in künftigen Feedbackgesprächen?

Wenn Sie feststellen, dass Sie aus dem Feedbackgespräch nicht viel mitnehmen oder sich ungerecht behandelt fühlen, sollten Sie Ihre Führungskraft darauf ansprechen. Denn: Feedback darf und soll in beide Richtungen stattfinden – so profitieren beide Seiten.

»Wer kein Feedback zulässt, entscheidet sich für Bequemlichkeit statt für Wachstum.«

Adam Grant, Autor und Psychologe

5. Regelmäßig austauschen

Am besten ist es, wenn Feedbackgespräche in regelmäßigen Abständen stattfinden und nicht nur einmal pro Jahr.

Schon am Ende des Gesprächs können Sie den Termin für das nächste Mal erfragen oder zu häufigeren Feedbackschleifen anregen.

Denn: Jedes Feedback ist ein erneuter Anstoß, sich selbst zu verbessern. Findet das Mitarbeitergespräch nur einmal jährlich statt, geraten die guten Vorsätze schnell in Vergessenheit.

Außerdem können Sie gesteckte Ziele und Vereinbarungen zeitnah überprüfen und gegebenenfalls korrigieren.

Probleme und Konflikte werden früher angesprochen und müssen sich nicht erst zu einem riesigen, unlösbaren Hindernis entwickeln.

Gleichzeitig stärken die Feedbacktermine regelmäßig die Beziehung, Motivation und Zufriedenheit.

Falls neue Schwierigkeiten auftreten, Sie ein Projekt abschließen oder etwas Besonderes auf dem Herzen haben, fragen Sie nach Extraterminen – auch außerhalb der regulären Feedbackschleifen. Es ist immer besser, wichtige Themen so schnell wie möglich anzusprechen, anstatt sie länger mit sich herumzutragen.

Checkliste für ein erfolgreiches Feedbackgespräch

  • Im Vorfeld auf mögliche Fragen vorbereiten
  • Argumente und Fragen zurechtlegen
  • Feedback, Wünsche und Ziele notieren
  • Sich selbst und die eigene Leistung reflektieren
  • Gegenseitigen Austausch suchen
  • Feedback konstruktiv und sachlich vortragen
  • Im Gegenzug: Kritik souverän annehmen
  • Unverständliche Kritik und offene Konflikte klären
  • Gemeinsam Vereinbarungen und Lösungen definieren
  • Wünsche und Ziele offen ansprechen
  • Offizielles Protokoll führen
  • Notizen über Verbesserungspotenziale machen
  • Gespräch reflektieren
  • Feedback umsetzen
  • Nach regelmäßigen Terminen fragen

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